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Einsame Entscheidungen sind der Tod einer Beziehung

 Wer in einer Partnerschaft den anderen nicht in Entscheidungen einbezieht und auch nicht bereit ist, gemeinsame (Zukunfts-)
Pläne zu machen, riskiert auf Dauer den Bestand der Beziehung. Mangelnde Bereitschaft, gemeinsam zu planen und sich abzusprechen, wird bei zwei Drittel aller Trennungen als Grund angeführt.

Zur stabilen Basis einer Partnerschaft gehört, sich nicht nur in den großen Themen wie Lebensgestaltung, Planung des Kinderwunsches oder Wahl des Wohnorts eine gemeinsame Linie zu finden, sondern auch bei den auf den ersten Blick weniger wichtigen Alltagsentscheidungen dem Anderen Mitsprachrecht zuzugestehen.

Wer einsam entscheidet, dass er den Job im Ausland annehmen wird oder dass es Zeit für ein Kind ist und deshalb auf Empfängnisverhütung verzichtet werden kann, macht durch sein Verhalten deutlich, dass es ihm/ihr mehr auf das Durchsetzen eigener Ziele ankommt als auf den Bestand der Beziehung. Mehr noch: Es ist ein Zeichen dafür, dass man sich bereits  aus der Partnerschaft herausbewegt und  diese aufs Spiel setzt.

Eine gemeinsame Linie in grundsätzlichen Fragen
Während beim Kauf eines Autos noch Abstriche von den eigenen Wünschen denkbar sind und auch die Ausgestaltung der Wohnung Spielraum für Individualität lässt, ist die Frage nach Kindern nur mit einem klaren Ja oder Nein zu beantworten. Und auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder die Entscheidung, für Jahre im Ausland zu leben, setzt eine ähnliche Zukunftsplanung der Partner voraus. Man sagt zwar, dass Gegensätze sich anziehen, doch bei den grundsätzlichen Themen der Lebensgestaltung, den Lebensstilen und wichtigsten Werten braucht es eine gemeinsame Linie, wenn die Beziehung nicht scheitern soll.

 Kompromiss ist (manchmal) eine Lösung
Natürlich wird es immer wieder Meinungsunterschiede geben, keiner kann stets seine eigenen Ziele und Wünsche durchsetzen. Deshalb ist es wichtig, miteinander zu sprechen und zu erläutern, welche Beweggründe einem Wunsch zugrunde liegen. Denn genau hier liegen die Verhandlungsmöglichkeiten. So lange beide nur auf ihren Positionen beharren („Ich will aber ans Meer“…“Mir ist ein Wanderurlaub in den Bergen wichtiger“), wird sich nichts bewegen. Es kommt zum Machtkampf („Wer zahlt denn das Ganze?“) oder zum schmollenden Rückzug („Ich fahre überhaupt nicht mehr mit dir in Urlaub“) Erst wenn offen ausgesprochen wird, was mit einem Wunsch verbunden ist (Bewegung im Urlaub, Wasser, ein südliches Land, Einsamkeit in der Natur, das bunte Treiben am Strand …) können Kompromisse gefunden werden. Und zwar solche, bei denen beide nicht zu viel von ihren Vorstellungen abweichen müssen.

Warum nicht abwechseln?
Eine andere Möglichkeit ist, sich bei Entscheidungen abzuwechseln. So kann jeder einmal für die Gestaltung des Wochenendes oder des gemeinsamen Abends oder auch des Urlaubs zuständig sein. Mit der klaren Absprache, dass der Planende wirklich die Verantwortung übernimmt und sich etwas einfallen lässt. Und der ‚Eingeladene‘ die Bereitschaft mitbringt, sich ohne Murren auf das Programm einzulassen. Vielleicht entdeckt man so beim Tun neue Gemeinsamkeiten, anstatt die Vorschläge des Partners  immer nur verbal abzulehnen und abzuwerten.

Auch ein Nacheinander bei größeren Entscheidungen ist denkbar: Dieses Mal ans Meer, das nächste Mal in die Berge. Oder: Erst kannst du dich um deine Karriere kümmern, dann bin ich dran.

Die Ressorts abstecken
Früher war es unter Ehepaaren üblich, der Frau die Entscheidungen im Haus zu überlassen, während der Mann bei den Anschaffungen das letzte Wort hatte. Man muss nicht in diese alten Verhaltensmuster zurückfallen, aber die Einteilung von Ressorts und damit der Zuständigkeiten kann gerade im Alltag Entlastung bieten und manchen Machtkampf vermeiden helfen. Das heißt ja nicht, die Argumente des Partners gänzlich außer acht zu lassen.

Aber warum nicht ihr die Entscheidung überlassen, wenn es um die familiären Finanzen geht, weil sie hier ein gutes Händchen und den Überblick hat? Und er regelmäßig zuständig ist für den Großeinkauf, da er ohnehin meistens das Kochen übernimmt und gerne neue Rezepte ausprobiert?

Wo die gemeinsame Linie besonders wichtig ist: Kindererziehung
„Der Papa hat es aber erlaubt“ Wer kennt dieses Spiel der Kinder nicht? Wenn man die Erlaubnis vom einen Elternteil nicht bekommt, bleibt immer noch der Weg zum anderen, um seine Wünsche durchzusetzen. Zeigen Sie, dass Sie Eltern sind und sprechen Sie untereinander ab, wie Sie gemeinsam entscheiden wollen, wenn es um die Freunde Ihrer Kinder, den Umgang mit Schulnoten oder die Uhrzeit geht, wann der Sprössling nach der Party wieder zu Hause sein soll. Dieser Schulterschluss verleiht Ihnen nicht nur Sicherheit und Stärke, er gibt Ihren Kindern gleichzeitig zu verstehen, worauf es in einer Partnerschaft ankommt: Am gleichen Strang zu ziehen.

 Um gemeinsam zu entscheiden, braucht es

  • Die grundsätzliche Entscheidung, wann eine gemeinsame Linie wichtig und nötig ist
  • Den Willen, zu einer solchen Entscheidung dann auch zu stehen
  • Die Bereitschaft, zu verhandeln, Kompromisse einzugehen oder auch einmal den Willen des anderen zu akzeptieren

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3 Gedanken zu „Einsame Entscheidungen sind der Tod einer Beziehung

  1. hoppe, anette

    liebe frau kraemer, ich bin so froh Sie hier im Internet zu entdecken. es ist für meine ehe leider zu spät, aber vieles von dem, was Sie anrühren, ging mir schon viele jahre durch den kopf!
    es ist traurig, was menschen sich antun, dazu an ihre kinder über generationen weiterreichen.
    mir graust schon vor meinem eigenen bewusstsein.
    danke für Ihren newsletter, den ich gerade bestellt habe.
    liebe grüsse aus berlin -
    anette hoppe

    Antworten
    1. ukraemer

      Liebe Frau Hoppe,

      manche Entwicklungen kommen leider so schleichend, dass man sie nicht bemerkt. Und so ist man eines Tages überrrascht, wo man gelandet ist. Gut wäre, wennn wir ab und zurückblicken würden, um festzustellen, was die Beziehnung vor einem halben Jahr oder Jahr bestimmt und bereichert hat. Dann könnte noch Zeit sein, neue Weichen zu stellen. Das setzt allerdings voraus, dass beide Partner dazu bereit sind und sich um die Qualität der Beziehung kümmern wollen. Im anderen Fall können wir uns nur vornehmen, aus den Erfahrungen zu lernen, um es in einer neuen Partnerschaft besser (anders) zu machen. Ihre positive Rückmeldung hat mich sehr gefreut, vielen Dank. Herzliche Grüße vom Bodensee Ursula Kraemer

      Antworten
  2. hoppe, anette

    liebe frau kraemer,
    ja, ich stimme Ihnen voll zu, darauf habe ich auch noch lange gehofft. es gibt nur ein miteinander, wenn beide aus den fehlern lernen wollen und bereit sind, es sich nicht nur mit innerem abstand sondern auch aus dem bewusstsein heraus anzusehen: wie kam es dazu, dass die missverständnisse überhand nahmen, wo haben wir beide dazu beigetragen, uns am alten mechanismus - aus generationen schon vorher vielleicht - zu erschöpfen? ohne schuldzuweisung und rechthaberei, wer nur mehr oder weniger dazu beitrug: es ist unsere aufgabe!
    so bleiben nur schmerz, wut und angst und viel trauer übrig, sind widerum auch kein weg, den kinder wiederholen müssen.
    ich kann von mir nur sagen, dass ich keine wiederholung suche. ich suche einen wachen menschen, der nicht 9 jahre lang vor dem scheidungsgericht noch immer versucht, von sich abzulenken.
    vielen dank für Ihre antwort, die mir aus dem Herzen spricht. anette hoppe

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