Freude ins Leben holen

Freude ins Leben holenIn Telefonaten mit Freunden höre ich immer wieder, wie eintönig und freudlos ihr Leben durch Corona und den damit verbundenen Einschränkungen geworden ist. Ja, es stimmt, vieles was wir früher gerne gemacht haben, ist im Augenblick nicht möglich. Doch mit dem ausschließlichen Blick auf das, was wir streichen müssen, sinkt die Laune, dominiert der Frust. Stattdessen sollten wir uns auf die Möglichkeiten konzentrieren und mehr noch: Wir sollten Neues entdecken wollen und so wieder Freude in unser Leben holen.

Diese Fähigkeit hilft nicht nur während Corona, sondern grundsätzlich, wenn wir mit Katastrophen und Belastungen konfrontiert werden: Ob wir die Trennung von einem liebgewordenen Menschen verarbeiten müssen, ein Unfall unser Leben verändert, eine Kündigung uns aus dem Arbeitsleben katapultiert oder ein körperliches Gebrechen uns zeitweise oder gar für immer einschränkt.

Ändere die Perspektive

Der erste Schritt zu einem besseren Lebensgefühl ist der Perspektivenwechsel. Denn so lange wir nur nach dem schauen, was uns fehlt, fühlt es sich schwer an. Du gehst mit Krücken? Dann kannst du immer noch etwas mit den Händen tun. Du hast wenig Geld, um dich in der Stadt zu vergnügen? Dann schau dich um, was auch ohne oder mit wenig Geld möglich ist. Deine Wohnung eignet sich nicht, um Besuch zu empfangen? Dann lade zu einem Spaziergang ein.
Eins aber ist sicher: Du selbst bist am Zug. Freunde und Bekannte werden vielleicht noch eine Weile an deine Tür klopfen, doch sie werden weniger und weniger. Lass dich auch nicht davon abhalten, einen neuen Anlauf zu nehmen. Sonst zieht sich jeder in sein Schneckenhaus zurück.

Nutze die gute Stimmung

Wenn sich erst einmal die trübe Stimmung eingeschlichen hat, lässt sich schwer etwas dagegen unternehmen. Keine einzige Idee will sich einstellen, ein bedrückender Kreislauf beginnt. Lege dir deshalb eine Liste mit Dingen an, die du unternehmen kannst, so lange es dir gut geht, ob alleine oder mit anderen. Ergänze sie mit Ideen, was du Neues ausprobieren möchtest. Was lockt dich?

Was hindert dich?

Vermutlich kreisen Gedanken in deinem Kopf, die dich ausbremsen. Glaub mir, das sind Ausreden.

Mir fehlt die Zeit

Besonders Frauen leben den Glaubenssatz, dass sie sich eigene Zeit erst dann gönnen können, „wenn alles erledigt ist“. Dieser Zeitpunkt wird nie kommen. Um mit Schwung und Elan die täglichen Aufgaben zu bewältigen, braucht es Auszeiten. Ein Tasse Tee, die Beine hoch legen, einen Musiktitel genießen, ein Stück auf  dem Instrument spielen oder einfach aus dem Fenster schauen. Unterschätze nie die entspannende Wirkung dieser doch so kurzen Zeit. Wichtig ist allerdings, dass du diese Momente bewusst genießt. Wenn du es dir zur Gewohnheit machst, wirkt sich zusätzlich noch die Vorfreude darauf positiv aus.

Ich habe kein Geld

Zu diesem Thema habe ich einen Blogartikel geschrieben. Hier nur ein paar Auszüge:

  • In einem Park oder botanischen Garten spazieren gehen
  • Samen sammeln und in einem Topf aussäen
  • Blumen pressen und ein Herbarium anlegen
  • Schwimmen im See
  • Promenadenkonzerten lauschen
  • Geschichten und Gedichte schreiben
  • Kostenlose Ausstellungen besuchen
  • Ein neues Rezept ausprobieren

Es ist doch Corona

Während der Lockdowns waren auch bei uns etliche unserer regelmäßigen gemeinsamen Unternehmungen weggefallen: Das Singen im Chor, der Tanzclub, ins Kino oder zum Essen zu gehen. Zumindest aber unternahmen wir fast täglich viele große Spaziergänge und lernten so neue Winkel der Heimat kennen. Manches Mal auch mit einer Thermoskanne voll Kaffee, einem Kuchen und den beiden Anglerstühlen für eine Pause, für die wir sonst eingekehrt wären.

Mehr noch war möglich, denn wir haben das Internet. Der Wegfall etlicher verpflichtender Termine schenkte uns außerdem freie Zeit: Lustige Mädelsabende per Zoom, Vorlesen oder Mathe lernen mit den Enkeln per Skype, Weiterbildungen über das Internet oder eintauchen in neues oder schon vorhandenes Hobby. So habe ich jeden Tag gemalt und gezeichnet und Klavier geübt, mein Partner schrieb fast 200 Arrangements.

Mit den Lockerungen kam wieder eine Liste ins Spiel, denn die Einschränkungen hatten auch unsere aushäusige Aktivität ausgebremst. Es wurde Zeit, sie wieder zu beflügeln. Ich notierte: Was ist jetzt wieder möglich? Was würde ich gerne unternehmen? Was möchte ich sehen, was erleben? Mein Partner ergänzte seine Wünsche, die Liste wuchs und hängt nun sichtbar an der Pinnwand. Regelmäßig nehmen wir uns immer wieder einen Punkt vor.

Ich bin allein

Nach der Scheidung und einem Umzug waren besonders die Wochenenden schwer. Ich hatte mir noch keinen neuen Freundeskreis aufbauen können, da der Aufbau meiner Selbständigkeit alle Zeit beanspruchte. Dazu kam, dass die Kinder inzwischen in einem Alter waren, in dem sie nicht an mehr an gemeinsamen Unternehmungen interessiert waren, sondern sich lieber mit Freunden treffen wollten. Damit ich gar nicht erst in ein Loch fallen würde, schrieb ich auf:

  1. Was kann ich alleine unternehmen, was mir dennoch Spaß macht.

    Ich las aufmerksam die Zeitung oder die Veranstaltungsblätter und notierte alles, was mich interessieren könnte. Das sollte kein Pflichtprogramm sein, was ich abhaken wollte, sondern nur eine Aufzählung an Optionen: Ausstellungen, Kurse, Filme, Konzerte, Wanderungen in einer Gruppe… So würde ich immer etwas finden, wenn mir danach ist.

Damit mir es auch Spaß machte, alleine unterwegs zu sein, musste ich seltsame Gedanken über Singlefrauen loslassen und mich innerlich davon überzeugen, dass es viele Gründe für das Alleinsein gibt: Für die einen ist es die freie Entscheidung, so zu leben, bei anderen mag der Partner verstorben sein, vielleicht hat er auch Dienst oder schlicht und einfach keine Lust, mitzukommen.

  1. Welche Menschen kann ich anrufen und fragen, ob sie mich begleiten?

    Verbunden war diese Liste mit der klaren Entscheidung, dass ich nach drei Absagen nicht zu Hause bleibe, sondern trotzdem an meiner Idee festhalte und alleine losziehe.

Pick dir aus meinen Vorschlägen heraus, was dich anspricht und dann setze es um. Es liegt an dir, ob du Freude im Leben hast: davon, was du tust, und davon, wie du darüber denkst.